Freitag, 6. März 2009

Viata este un miracol! Life is a miracle! Das Leben ist ein Wunder!

Am Abend erreichten wir Uzice, einer 100.000 Einwohner großen Stadt im Süden Serbiens. Ähnlich wie in Niksic fanden wir wieder nur teure Hotels vor, so dass wir wieder unser Glück im Internetcafe versuchten, wo wir auch nach kurzer Zeit Bekanntschaft mit Anton machten. Anton, beruflich Koch und DJ auf Kreuzfahrtschiffen, war für uns mal wieder ein absoluter Glücksfall. Nach etlichen vergeblichen Telefonaten um uns eine Wohnung zu verschaffen, handelte er schließlich einen Deal in einem 4-Sterne Hotel etwas außerhalb aus, wo wir in einem Doppelzimmer für 10 Euro pro Person bleiben konnten. Bezahlt unter der Hand an einen Bekannten von ihm. Beim Check-In ins Hotel kam der große Schock für Pierre als er seinen Pass suchte. Weg! Verloren! Panik!
Nach reichlichem Überlegen blieb einzig die Möglichkeit, dass er ihn im Bus nach dem Passieren der serbischen Grenze liegen lassen hatte und für uns begann eine chaotische Nacht. Unser Bus war nach Belgrad weitergefahren, aber am Busbahnhof erfuhren wir, dass er am nächsten Tag gegen 19 Uhr wieder in Uzice sein würde. Eine Telefonnummer vom Busunternehmen zu bekommen war hingegen unmöglich, da dieses aus Montenegro war. Als nächstes wurde 1 Uhr nachts die Polizei angesteuert, wo wir mehrere Polizisten Chips essend und Kaffee trinkend vorfanden, die uns mitteilten, dass sie uns nicht helfen könnten und wir warten sollten auf den Generalinspektor. Nach über einer halben Stunde kam dieser schließlich sichtlich angetrunken aus einem Club in der Polizeistation an und ein langwieriges Aufnahmeprotokoll wurde angefertigt und schließlich erhielt Pierre eine Verfügung auf der stand, wann, wie und wo er seinen Pass verloren hatte, für die er 4 Euro zahlen sollte.
Nach einer kurzen Nacht machten wir uns am nächsten Morgen trotz Sorgen um Pierres Pass auf den Weg nach Küstendorf. Küstendorf ist ein Ethnodorf auf dem Hügel von Mokra Gora gelegen, welches der bosnische Regisseur Emir Kusturica (Schwarze Katze, Weißer Kater; Underground) bauen lassen hat. Ein etwas anderer Touristenkomplex mit kleinen Ferienwohnungen im Balkanstil, Restaurants, Schwimmhalle, eigener Skipiste, Kino und Theater. Jedes Jahr veranstaltet er hier auch ein internationales Filmfestival. Kusturica, der auch Bürgermeister des Dorfes ist und selbst dort wohnt, hatte das Dorf im Zuge seines Films „Das Leben ist ein Wunder“, welcher in dieser wunderschönen Gebirgsregion spielt, bauen lassen. Eine Eisenbahnlinie, die auf 20 km ungefähr 17 Tunnel durchquert und ein Bahnwärterhaus dienten als Hauptkulisse. Nach ausgiebiger Besichtigung des Dorfes machten wir uns folglich auf den Schienen auf die Suche nach dem Bahnhof und den Tunneln.
Nachdem wir uns kurz verlaufen und verloren hatten, trampten wir wieder zurück nach Uzice um am Bahnhof den Bus abzupassen. Und welch ein Wunder, der Busfahrer erinnerte sich an Pierre und hatte auch tatsächlich seinen Pass gefunden. Völlig glücklich feierten wir dann noch mir Anton und Freunden, die uns noch serbischen Slang beibrachten BURAS (Bruder) DO JAJA (cool) SRANJE (Scheiße) und erkundeten den Strand in Uzice „Plaja“ bei Nacht.
Um 4 Uhr morgens erreichten wir in letzter Sekunde unseren Zug nach Belgrad und hatten nicht mehr genügend Zeit ein Ticket zu lösen. Als ich dann dem Schaffner meine Situation schilderte und er mir die Tickets im Zug verkaufen wollte, bemerkte ich, dass wir auch nicht mehr ausreichend Geld für die Tickets hatten. Der Schaffner bot uns schließlich folgenden Deal an: 500 Dinar (5 Euro) an ihn persönlich (alles was wir hatten) statt 1500 Dinar (15 Euro) für die Tickets. Glück gehabt ;-)
Nachdem wir gegen 8 Uhr Belgrad erreichten verbrachten wir die Zeit bis zu unserem Zug zurück nach Cluj schlafwandlerisch mit einem Spaziergang durch Neu Belgrad, das große Sava-Shopping-Center, die Slums an der Autobahn und entlang der Donaupromenade.
Endlich im Zug schliefen wir sofort ein und als wir nach gut einer Stunde aufwachte, es schon dämmrig war und merkten, dass unser Zug sich nicht bewegt, waren wir etwas verwundert. Noch dazu funktionierte in der gesamten zweiten Klasse die Heizung nicht und es waren geschätzte 5 Grad. Nachdem sich Pierre beim Schaffner erkundete, gab der uns zur Auskunft, dass wir keine Lok mehr hätten und erst auf eine Lok aus Rumänien warten müssten. Auf unsere Frage ob er die Heizung denn anmachen könnte, erfolgte Verneinung und auf die Bitte in die erste Klasse kommen zu können, wo die Heizung funktionierte, wollte er 26 Euro pro Person haben. Kurzerhand fügten wir uns unserem Schicksal und zogen alle unsere verfügbaren Sachen an um wenigstens die eigene Wärme zu sichern. Nach 3 Stunden sinnlosem Warten bekamen wir schließlich eine neue Lok und die Fahrt konnte weiter gehen. Blöderweise verpassten wir durch die Verspätung unseren Anschlusszug in Timisoara um eine Stunde und da der nächste Zug erst am nächsten Morgen 6 Uhr kommen sollte, ließen wir uns von einem Taxifahrer in eine Non-Stop-Pizzeria fahren, wo wir versuchten uns irgendwie wach zu halten. Aber die zweite Nacht fast ohne Schlaf und der erlittene Kälteschock waren schon etwas heftig. Endlich im Zug nach Cluj in dem es wiederum nicht sonderlich warm und noch dazu super unbequem, fanden wir etwas Schlaf. Dennoch waren wir bei der Ankunft in Cluj völlig am Ende.


Anton, unser Mann in Uzice

The Club in Uzice

unser 4 Sterne Hotel

Küstendorf

Küstendorf

wunderschöne Berglandschaft

toller Spiegeleffekt

Blick auf die Kapelle

verrückte Kunst

Che Guevara Straße

am Valentinstag

serbische Vorspeisen

Postkartenmotiv

Berghütte

Felle

Mokra Gora an der legendären Bahnlinie

auf den Schienen

Winterlandschaft

Erinnerungen an "Das Leben ist ein Wunder"

im Tunnel

Fischauge

aus dem Bahnwagon

am Bahndamm

halb erfroren im Zug

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