Freitag, 3. April 2009

Erinnerungen an Cluj

So mein letzter Post über Cluj für die nächste Zeit soll sich noch mal kurz rückblickend mit unterschlagene Geschichten der letzten Wochen in Cluj beschäftigen.
Ende Januar und Beginn Februar verbrachte ich viel Zeit in der Zentralbibliothek um mich auf Prüfungen vorzubereiten und meine Hausarbeiten und Essays zu schreiben. Dabei musste man sich spätestens frühs 9 Uhr dort einfinden um noch einen Platz zu bekommen. Danach war es bis nachmittags aussichtslos. Bücher ausleihen kann man in Rumänien auch nicht, sondern muss sie erst im Katalog suchen, dann an seinen Platz bestellen und mindestens eine halbe Stunde warten bis diese dann eintreffen. Schon etwas umständlich!
Nachdem ich die Prüfungen dann alle hinter mir hatte, erkundete ich mit Pierre, Vincent, Laura, Joaquin und Lukas den Balkan, was ich ja schon ausführlich beschrieben hab. Der Tag meiner Wiederankunft in Cluj nach einer schlaflosen und eisigen Nacht war auch der letzte Tag gewesen, an dem wir aus dem Wohnheim ausziehen sollten. Ankunft im Wohnheim 12 Uhr mittags, Schlüsselabgabetermin 15 Uhr nachmittags! Nachdem ich mir auf der Zugfahrt noch ziemlich sicher gewesen war, dass ich den Termin einfach ignoriere und um einen Tag verschiebe und mir erst einmal Schlaf gönne, änderte sich mein Plan mit Ankunft im Wohnheim etwas. Durch die Panik und Stress der Anderen, die ebenfalls ausziehen mussten, nicht rechtzeitig fertig zu werden, angesteckt, begann ich so langsam auch meine Sachen etwas zusammen zu packen und war froh, dass Sebastian vor seiner Abfahrt noch etwas Ordnung gemacht hatte. Mein Plan war erst einmal in das Zimmer von Domitille, meiner französischen Nachbarin gegenüber, die gerade nicht da war, keine Mitbewohnerin mehr hatte und mir ihren Schlüssel dagelassen hatte, zu ziehen und dort meine Sachen dann zu organisieren. Punkt 14.30 klopfte es dann aber schon heftig an meiner Tür und die Putzfrau und der Sicherheitsmann standen in der Tür und schauten mich böse an, warum ich noch nicht ausgezogen sei und fragten, was ich denn den ganzen Vormittag gemacht hätte. Ich holte mir noch schnell Hilfe und schleppte alle meine Sachen unter strenger Beobachtung des Räumungskommandos schnell ins Nachbarzimmer und breitete mein Chaos dort aus. Zu meinen eigenen Sachen hatte sich mittlerweile auch total viel Küchenkrempel und anderes angesammelt, so dass ich mir fest vorgenommen hatte noch so viel wie möglich zu verschenken und zurück zulassen. Schließlich siegte dann aber die Müdigkeit und ich gönnte mir für den Rest des Abends meinen wohlverdienten Schlaf im freien Bett.
Nächster Tag, nächster Schock! Noch schlaftrunken, hörte ich wie jemand die Zimmertür aufschloss, aber kurz darauf schon wieder verschwindet. Ich sprang aus dem Bett und zog mir fix meine Klamotten an als die Tür zum zweiten Mal aufgeschlossen wurde und ich von einem Mädchen mit französischem Akzent gefragt wurde, ob sie richtig hier sei und wo Domitille wäre. Ich, völlig mit der Situation überfordert, versuchte ihr das ganze Dilemma zu erklären. Sie lies mich schließlich gewähren und zog sich zu ihren französischen Freunden im Nachbarzimmer zurück und für mich begann wieder erneutes zusammenpacken und aussortieren. Nach 2 Stunden verfrachtete ich meine Sachen schließlich zu Pierre ins Zimmer, der sich gerade in London befand, wo aber auch Cyriaque und Paloma schon Unterschlupf gefunden hatten. Paloma, weil sie auch ausziehen musste und nach 2 monatiger Suche immer noch keine Wohnung gefunden hatte und Cyriaque, der seinen Zimmernachbarn und Freundin nicht stören wollte. Die nächste Nacht verbrachte ich schließlich bei Guillaume, einen Franzosen, dessen Mitbewohner ebenfalls verreist war. Danach schlief ich eine Nacht mit in Pierres Zimmer und meine letzte Nacht noch bei Matthias und Marc im Zimmer. Ähnlich wie ich vagabundierten viele andere im Wohnheim und spielten Bäumchen-Wechsel-Dich um freie Betten. Mit Mandys Ankunft zogen wir schließlich zu Mathilde an den Clujer Konsumtempel Iulius Mall, die ich in der letzten Woche allein schon wegen dem kostenlosen W-Lan jeden Tag beehrt habe.

Am Abend unseres Abschieds aus Cluj, traf ich im Wohnheim noch einmal viele von den Leuten mit denen ich mein Semester verbracht hatte und auf Grund des Abschiedsschmerzes vergas ich Mathilde ihren Wohnungsschlüssel zurück zu geben und nachdem Mandy und ich schließlich gegen Mitternacht im Bus saßen und uns schon an der Stadtgrenze Clujs befanden, rief mich Mathilde an und wir stellten das Dilemma fest! Da sie keinen Ersatzschlüssel und eine Freundin aus Paris zu Besuch hatte, die am übernächsten Tag zurückfliegen musste, war guter Rat wichtig und schließlich stand der Plan fest, den Schlüssel mit dem gleichen Busunternehmen am nächsten Tag von Budapest wieder zurück nach Cluj zu schicken. Am nächsten Tag gelang es uns auch nachdem uns der Busbegleiter mit unserer Bitte abgewiesen hate, einen willigen Passagier zu finden, der sich unseres Problemfalls annahm.
Auf Grund fehlender Kommunikationsmöglichkeiten erfuhren wir den Ausgang der Geschichte erst 2 Wochen später. Mathilde war rechtzeitig am Busbahnhof, konnte den Typen mit dem Schlüssel aber nicht finden, weil dieser nach eigener Angabe es vergessen hatte und nach Hause gegangen war. Der Busbegleiter gab ihnen schließlich die Telefonnummer und so gelangte der Schlüssel schlussendlich wieder in die Hände seines Besitzers, jedoch nur für 2 Tage, nach denen sie schließlich den Schlüssel endgültig verlor. Verrückte Geschichte ;-)

Soweit meine Erinnerungen an die letzten Tage in Cluj, abgerundet mit noch ein paar Bildern dieser tollen Stadt.


rumänische Mülltrennung

das Wohnheimaufstockungsprojekt von nebenan

auf dem Weg zur Uni

mittelalterliche Hofportale

Altstadtgasse

Legalize it...!

Blick zum Hotel Belvedere

am Piata Muzeului

Fata Morgana?

Blick vom Parkhausdach

Blick auf die orthodoxe Kathedrale

Blick vom Parkhausdach

Sonnenuntergang in Cluj

Samstag, 28. März 2009

Nachtrag zu Rosia Montana

Kleiner Bilder-Nachtrag zu Rosia Montana. Da die Speicherkarte von Lukas Digitalkamera leider kaputt gegangen ist und ich meine Bilder erst jetzt entwickelt habe, kommen sie etwas spät, sind aber wie ich finde auf jeden Fall sehenswert.


bei bestem Wetter auf dem Weg auf die umliegenden Berge

Blick auf Rosia Montana im Tal liegend

Winterlandschaft

kleiner Stausee

hügelige Apuseni-Berge

die große Kupfermine Rosia Poieni

verfallene Häuser am Dorfrand

hier wohnt niemand mehr

auch verlassen

Geisterdorf

wir treffen niemanden

Rekonstruktion der historischen Gebäude im Zentrum

die alte Bibliothek - ebenfalls verlassen

Freitag, 27. März 2009

Maramures - Zwischen Tradition und Kommunismus

Am nächsten Tag mieteten wir uns ein Auto um uns die schönen Dörfer der Maramures anzuschauen, die teilweise sehr abgelegen und auf löchrigen Straßen ohne Fahrzeug nur schwer zu erreichen sind. Zu erst statten wir aber noch dem „Cimitir Vesel“ (Fröhlichen Friedhof) in Sapanta einen Besuch ab. Der auf der Welt einzigartige Friedhof ist die Attraktion der Maramures. Hier ist es zum Brauch geworden, die Lebensgeschichte des Verstorbenen auf einem blauen Holzkreuz zu illustrieren und mit lustigen, tragischen und ironischen Geschichten diesem zu Gedenken. Der Friedhof hat mittlerweile über 800 Kreuze und der Kreuzbauer erhält Aufträge aus der ganzen Welt.
Danach fuhren wir auf kleinen Straßen in das Herz der Maramures. Denn die Dörfer machen den Charakter der Maramures erst aus. In den Dörfern vergeht die Zeit tatsächlich langsamer und man fühlt sich um gut 100 Jahre zurück versetzt. Alte Bauerngehöfte aus Holz, die für die Region typischen Holzkirchen und Pferde-, Ochsen- und Büffelfuhrwerke machen diese bergige Region wirklich einzigartig. Kurz machten wir noch Halt in einer selbsternannten Tuicafabrik mit Besichtigung, Verköstigung und kauften eine Flasche Tuica, in der eine kleine Leiter aus Pflaumenholz dem Tuica Farbe gibt.
Kurz vor dem Dunkelwerden testeten wir unser Auto und unsere Nerven noch mal als wir auf einem verschlammten und vereisten Feldweg ohne Umkehrmöglichkeit versuchten in das nächstgelegene Dorf zu kommen. Die Landschaft entschädigte aber für jegliche Aufregung. Die Rückfahrt in der Dunkelheit war auf Grund der vielen unbeleuchteten Fuhrwerke auch noch mal eine neue Erfahrung.

Sighet ist außerdem noch für seine vielfältigen Museen bekannt. So kann man zum Beispiel das Geburtshaus von Elli Wiesel, dem Begründer des Holocaust-Begriffs besichtigen. Wir statteten zu erst dem Ethnographiemuseum einen Besuch ab, welches extra für uns geöffnet wurde und wir uns die Winterfestmasken anschauten. Danach nahmen wir uns etwas mehr Zeit für das Sighet Prison and Memorial Museum, welches im ehemaligen Gefängnis von Sighet an die Verbrechen und Opfer des Kommunismus erinnert und gedenkt. Das Museum ist wirklich empfehlenswert und das mit Abstand beste Museum in ganz Rumänien. Nach der Machtübernahme der Kommunisten wurde das Gefängnis von 1950 bis 1955 genutzt um Oppositionelle und die geistige Elite Rumäniens unschädlich zu machen. Ohne Verfahren und teilweise ohne Grund wurden in dieser Zeit 200 Leute festgehalten, verhört und gefoltert. 55 von ihnen starben. Ab 1975 war das Gefängnis nicht mehr in Gebrauch und nach langwierigen Sanierungsarbeiten des komplett verfallenen Gebäudes 2000 von einer Stiftung neu eröffnet. Die Ausstellungen in ca. 80 Räumen zeigen vielfältige Themen, wie Kommunismus in Rumänien, Einzelschicksale ehemaliger Inhaftierter, Todeszellen, Dunkelkammern, den Geheimdienst Securitate, Zerstörung von Kulturgütern zu Gunsten kommunistischer Großprojekte, den Diktator Ceaucescu, Poesie und Frauen im Gefängnis etc.
Angereichert mit vielen Eindrücken fuhren wir mit dem Zug durch die schöne Berglandschaft der Maramures wieder zurück nach Cluj.


Cimitir Vesel

die blauen Holzkreuze von Sapanta

ein einzigartiger Friedhof

und lustige Geschichten

Kontraste der Maramures

Vorhänge an der Tür

vorne Platten, hinten Baumstamm

in der Tuicafabrik

die Aussenanlage

der vereiste Fluss

altes vereistes Wasserrad

der Meister am Schnapskessel

eine Kulisse wie im Film

traditionelle Maramuresschnitzereien

eine der vielen Holzkrichen

das Kloster Barsana

Kloster Barsana

Holztor

dörfliche Schlammstraße

hügelige Landschaft

diesen Weg sind wir gefahren

unser Auto, ein Chevrolet

eine Terassenlandschaft

kurz vor der Dämmerung

das Gefängnismuseum in Sighet

künstlerisches Mahnmal