Montag, 15. Dezember 2008

Huedin - Orasul tiganeasca

Sonntag morgen führte mich der Zug gemeinsam mit Pierre (F), Laura (Esp), Mauro (I), Giampaolo (I) und Anastasya (D) nach Huedin, eine Stadt 50 km von Cluj entfernt.
Bekannt ist diese Stadt eigentlich nur wegen einer Sache - ihren Zigeuner-Palästen. In der Stadt gibt es eine große Anzahl an Zigeunern (ca. 9 %), die aber im Gegensatz zu den üblichen eher Slum-artigen Wohnbedingungen in großen und verzierten Palästen residieren. Auffällig sind die blauen und silbernen Dächer mit zahlreichen Verzierungen, auffällig waren auch immer wieder Audi und Mercedeszeichen auf den Dächern oder das entsprechende Auto vor dem Haus. Seltsamerweise waren die Häuser mit 3 Etagen, die Platz für 3 Familien bieten würden, alle noch unbewohnt und so konnten wir leider keins besichtigen. Doch bei dem Wetter (10° Celsius, blauer Himmel und Sonnenschein) lies es sich auch wunderbar draußen aushalten. Nach einem längeren Spaziergang entschieden wir uns schließlich zurück zu trampen. Und nach 15 min. waren wir in 3 Zweiergruppen aufgeteilt schon wieder auf dem Rückweg nach Cluj und dass gerade mal für 6 Lei, einem Drittel des Zugpreises.

Eine weitere interessante Neuigkeit war die heutige Ernennung des Clujer Bürgermeisters und Vorsitzenden der Regierungspartei PDL, Emil Boc, zum rumänischen Premierminister. Es wird auf jeden Fall interessant werden zu sehen, welchen Einfluss er auf die rumänische Politik haben wird.


der erste Palast

ein Fenster außerhalb des Hauses

blaues Dach mit zahlreichen Verzierungen

Villa vs. Pferdefuhrwerk

historische Kirche

sozialistische Überreste

Blick ins Dorf - in der Ferne sieht man schon die Zigeuner-Paläste

der Audi vor dem Haus

Kontraste

noch ein Palast

die Vila Tarzan

Audi als beliebtes Statussymbol

Zigeuner aus Huedin

Rosia Montana - Proprietate Gold Corporation

Diesen Samstag konnte ich ein weiteres Mal meinen Wissensdurst über Rumänien ein bisschen stillen und wieder einmal die Schönheit der Berge endecken. Mit dem Bus und gemeinsam mit Lukas aus Österreich ging es in aller Frühe 6 Uhr ins Apuseni-Gebirge (das Siebenbürgische Erzgebirge), genauer noch nach Rosia Montana. Rosia Montana ist die Goldgrube Rumäniens - hier soll es die größten Gold, Silber und Kupfervorkommen in ganz Rumänien geben. Bekannt war das auch schon den Römern, so dass der Ort eine sehr alte Geschichte hat und davon noch einige Zeugnisse übrig geblieben sind, wie zum Beispiel der alte Stollen, den man besichtigen kann, der aber leider diesmal geschlossen hatte. Die durchaus tragische Geschichte des Ortes ist folglich auch ganz eng mit dem Vorhandensein von Gold verknüpft. Nachdem der rumänische Staat das Gold von Rosia Montana während des Kommunismus selbst abgebaut hatte, erhielt in den neunziger Jahren die kanadische Firma Gabriel Resources LTD die Rechte zum Abbau der Mineralien. So ist geplant, dass hier die größte Goldmine in ganz Europa entstehen soll. Damit dies geschehen kann, muss auch das historische Rosia Montana, sowie umliegende Gemeinden verschwinden und so war es schon ein sehr merkwürdiges Gefühl in diesem mittlerweile zum regelrechten Geisterdorf verkommenen Ort heruzulaufen. Viele alte Bauernhäuser, trostlos und verlassen, waren schon gebrandmarkt mit einem Schild "Proprietate Gold Corporation". Den Einwohnern wird eine finanzielle Entschädigung geboten und die Möglichkeit sich in einem neu gegründeten Dorf in der Nähe von Alba Iulia anzusiedeln. Doch nicht alle Bewohner geben nach und so waren auch einige Schilder zu sehen mit der Aufschrift: "Wir bleiben hier!". Mittlerweile hat sich gegen den Goldabbau auch schon eine breite Protestbewegung in ganz Rumänien gebildet und Rosia Montana ist zur größten ökologischen Streitfrage des Landes geworden. Vor allem wird auch gegen die geplante Verwendung von Cyanid zum Goldabbau protestiert, da befürchtet wird, dass dieses in die Flüße und Trinkwasseranlagen gelangt und somit zu Vergiftungen führen könnte. Die Region wurde mittlerweile auch zum Naturschutzgebiet erklärt und momentan ruhen die Pläne, aber die Bedrohung ist allgegenwärtig.
Nachdem wir nach guten 4 Stunden endlich aus dem Bus konnten, machten wir uns zu Fuß ins nicht mehr weit entfernte Rosia Montana auf. Interessanterweise ist an diesm Tag gerade Schlachttag gewesen, so dass in vielen Höfen Leute dabei waren Schweine mit heißen Wasser auszuwaschen und zu zerteilen. Am ersten Hof wurden wir auch gleich auf einen morgendlichen Tuica (Schnaps) eingeladen. Nachdem wir ein bisschen in Rosia Montana herumgewandert waren, führte unser Weg hinaus auf die umliegenden wunderschönen Hügel die alle mit Schnee bedeckt waren. Nach dem wir etwas querfeldein gelaufen waren, kamen wir unter anderem an dem Plateau vorbei, wo bis vor letztes Jahr, dass Fan Festival stattgefunden hatte. Ein Musikfestival, was sich gegen den Goldbergbau richtete. Und schließlich fanden wir auch noch den Weg zur großen und wirklich impossanten Kupfermine Rosia Poieni, die mit 400 m Durchmesser und ca. 20 Etagen schon einmal einen Vorgeschmack auf die gigantische Goldmine gegeben hat. Die geplante Goldmine soll bis zu 8 km breit sein. Nach einer Rutschpartie die schneebedeckten Hügel hinunter, machten wir uns mit nassen Füßen auf den Rückweg und fanden nach einer guten Stunde Wartens schließlich eine Mitfahrgelegenheit zurück nach Cluj.

Da ich meine Bilder leider noch nicht entwickelt habe, gibt es hier erst mal nur einen kleinen Einblick und Eindrücke vom Fan Fest 2007.


Fan Fest 2007

Blick auf die Berge

Fan Fest 2007

Rettet Rosia Montana

Sonntag, 7. Dezember 2008

Unterwegs in der Tara motiilor (Motzenland)

Nach ganzen 3 Stunden Schlaf brachen Sebastian und ich am Samstag gegen 7 Uhr in Richtung Bahnhof auf um einen Zug nach Teius zu bekommen, von wo wir in das Trascau-Gebirge weiter trampen wollten um die Cheile Rametului (Rameti-Klamm) zu bezwingen. Aber schon die Abfahrt stand unter keinem guten Stern, so erreichten wir zwar den Bahnhof rechtzeitig und ließen uns am Bahnsteig nieder um auf den Zug zu warten, mussten dann aber, nachdem der Zug unserer Meinung nach schon 10 Minuten überfällig war, feststellen, dass wir den Zug verpasst hatten. Aus dem ganz einfachen Grund, dass wir am falschen Bahnsteig bzw. falschen Bahnhof gewartet hatten. Kurzerhand disponierten wir um und wanderten eine halbe Stunde durch das morgendliche Cluj stadtauswärts Richtung Turda, von wo wir unser Glück mit Trampen versuchen wollten. Und das funktionierte wunderbar, so dass wir gerade einmal 15 Minuten später als der Zug ankamen und für die Mitfahrten noch nicht einmal etwas bezahlen mussten. Noch dazu waren wir mal wieder dazu gezwungen unsere Rumänischkenntnisse auszugraben um uns ein bisschen mit den Leuten zu unterhalten.
In Teius angekommen blieben uns noch 18 km bis zur anvisierten Rameti-Schlucht und da auf dieser Strecke weniger Autos unterwegs waren, liefen wir einfach los, aber hatten dann nach einer guten Stunde Marsch doch noch Glück. Unser Fahrer war auf dem Weg in das Kloster Rameti, welches in einer wunderschöner Umgebung von hohen Kalkfelsen eingeschlossen liegt und so konnten wir auch dort noch einen schnellen Blick ins Innere werfen. Danach führte unser Weg am Fluß entlang, von einer ganzen Horde von Hunden begleitet, die sich zur Aufgabe gemacht hatten, alle entgegenkommenden Dorfbewohner anzukläffen.
Wir kamen auch an einigen alten Motzenhäusern vorbei. Die Motzen sind ein rumänisches Bergbauernvolk, welches im Apuseni-Gebirge lebt und noch eine sehr urspüngliche und naturverbundene Lebensart inne hat. Von den Motzen wurden auch die zwei größten Bauernaufstände in der rumänischen Geschichte initiiert und angeführt. Die alten Motzenhäuser mit den spitzen und reichlich mit Stroh gedeckten Dächern und die steilen Kalkfelsen und Gebirgshänge zusammen ergaben somit ein märchenhaftes romantisches Bild. Irgendwann war der Waldweg dann zu Ende und wir kletterten weiter am Fluß entlang in immer unwegsamer werdenden Gelände. Über eiserne Steigeisen in der Felswand, einen halben Meter über dem rauschenden Fluß, erreichten wir schließlich das Felsentor, einer beeindruckenden Felsformation. Nach kurzer Bewunderung sollte der in den von mir vorher beschafften Infos als schwierig und für ungeübte Wanderer als unmöglich beschrieben, letzte Abschnitt der Schlucht folgen. Die steilen in den Himmel ragenden Felswände verengten sich und der Fluß führte eine deutlich stärkere Strömung, so dass ein Abstieg ins Wasser unvermeidlich wurde um diese Passage zu überwinden. Das eigentliche als Hilfestellung vorhandene Stahlseil, war leider im Laufe der Zeit kaputt gegangen und wir konnten nur in guten 30 Metern Entfernung noch die Reste sehen. Um nicht nass zu werden, hatten wir uns mit Müllsäcken und Klebeband ausgestattet, die wir uns nun um die Füße und Beine banden in der Hoffnung den Fluß zu überlisten. Nach ersten Gehversuchen mussten wir folgende Ernüchterungen hinnehmen: meine wasserdichte Konstruktion erwies sich als undicht und ich bekam nasse Füße und Sebastian musste feststellen, dass das als knietief beschriebene Fluß uns teilweise bis zum Hals gehen würde. Also versuchten wir unser Glück von da an ohne Hosen und Müllsäcke barfuss im kalten Fluß. Doch es war einfach unmöglich und auch nicht ganz ungefährlich an den klitschigen und immer weniger werdenden Steinen an der Felswand entlang zu klettern, so dass wir nach eineinhalbstündigem Vor und Zurück einsehen mussten, dass mal wieder die Natur Oberhand über den Menschen behalten sollte. Dadurch konnten wir das kurz hinter der Schlucht liegende verträumte Streudorf Cheia nicht mehr erreichen, wo es noch sehr ursprüngliche Motzenhäuser und Bewohner geben soll. Mit eisigen, von da an aber gut durchbluteten Füßen traten wir also etwas enttäuscht den Rückweg an und fuhren vom Kloster mit dem Bus zurück nach Teius, von wo wir diesmal vom richtigen Bahnsteig wieder zurück nach Cluj fuhren.


Sonnenaufgang in Cluj

das Rameti-Kloster

Autowracks

was macht der Müll im Nationalpark?

über Stock und Stein

erste Steigeisen

Gebirgsfluss

das Geläde wird steiniger

am Felsen entlang

unsere geniale Müllsackkonstruktion

noch voller Zuversicht

der Verzweiflung nahe

das Felsentor

ein typisches Motzenhaus

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Sarbatori Fericite

Der 1. Dezember ist für Rumänien ein ganz besonderer Tag, nämlich Nationalfeiertag. An diesem Tag wird sich an den 1. Dezember 1918 erinnert, an dem sich Transsilvanien dem rumänischen Nationalstaat angeschlossen hat und damit Großrumänien geboren war. Viele Rumänen fahren an diesem Tag extra nach Alba Iulia, einer kleinen Stadt 100 km von Cluj entfernt, wo die Vereinigung 1918 besiegelt worden war, da dort besonders viele Militärparaden und Folkloreveranstaltungen stattfinden. Aber auch in Cluj wurde der Nationalfeiertag nicht weniger enthusiastisch gefeiert. Gegen Mittag gab es eine kleinere Militärparade und ab Nachmittag gab es auf der im Zentrum aufgebauten Bühne mehrere Konzerte von Folklore und Rockgruppen. Kurz vor 20 Uhr marschierte dann noch einmal das Militär mit einem Fackelzug den großen Einkaufsboulevard in Cluj entlang, gefolgt von unzähligen Menschenmassen mit kleinen und größeren Rumänienflacken eingedeckt, bis zur orthodoxen Kathedrale, wo das abschließende Feuerwerk statt fand. Vom Gefühl her war es ungefähr wie ein vorgezogenes Silvester. Die seltsamste Veranstaltung an diesem Tag aber lieferte Ursus ab. Die in Cluj ansässige Brauerei zeigte sich für die zahlreich in Cluj verteilte Weihnachtsbeleuchtung verantwortlich, natürlich in grün-roten Ursusfarben und zelebrierte auf einer kleinen Kundgebung eigentlich mehr sich selbst als alles andere. So kamen der Bürgermeister und der deutsche Präsident der Ursusbrauerei zu Wort und viele pathetische Worte wurden zu pompöser Musik an die Clujer Bevölkerung gerichtet, ehe unter Funkenregen gemeinsam die Ursusweihnachtsbeleuchtung in Betrieb genommen wurde. Danach wurden erstaunlicherweise noch die besten Studenten der Clujer Universitäten 2008 ausgezeichnet und mit einer natürlich von Ursus gesponserten Geldprämie versehen.
Nach diesem Spektakel ließen wir dann schließlich noch den zweiten wichtigen Grund des Tages, nämlich Sebastians Geburtstag, in gemütlicher Runde ausklingen.

Am Sonntag war übrigens noch ein zweites für Rumänien durchaus wichtiges Event: die nationalen Wahlen. Ähnlich wie in Deutschland herrscht hier momentan ein absoluter Wahlverdruss, so dass gerade einmal 40 % der Bevölkerung überhaupt wählen waren. Die Meinungen sind ziemlich einhellig, egal wer an die Macht kommt, eigentlich sind alle Verbecher und wirtschaften in ihre eigene Tasche. Besserung? Nicht in Sicht. Das Ergebnis lässt viele Möglichkeiten offen: die Sozialdemokraten (PSD), ehemalige Opposition, haben einen minmalen Vorsprung von 1 % gegenüber der demokratisch-liberalen Partei (PDL) um Staatspräsident Traian Basescu (34 % zu 33 %). Die national-liberale Regierungspartei (PNL) von Ministerpräsident Calin Popescu Tariceanu hingegen hat gerade einmal 18 % erhalten. Die Partei der ungarischen Minderheit schaffte mit 6 % ebenfalls den Einzug ins Parlament. Was nun geschieht, wer mit wem koaliert, steht noch in den Sternen und der Ausgang bleibt spannend und ungewiss.


Cluj bei Nacht

Ursus feiert Rumänien und sich selbst

der Ursus-Platz

mit Christoph am Ursus-Eisbier

Konzert

Menschenmassen auf dem Weg zum Feuerwerk

das geschmückte Nationaltheater

gebannte Blicke

die Geburtstagsgesellschaft

Sebastian bläst seinen Geburtstagskuchen aus

Dienstag, 2. Dezember 2008

Budapest la noaptea

Am Wochenende konnte ich zu meiner großen Freude endlich Budapest erkunden. Eine von meiner Professorin organisierte Exkursion in die nur 6 Autostunden entfernte ungarische Hauptstadt ist wirklich mehr als empfehlenswert. Budapest ist einfach eine wunderschöne Stadt in der es so viele Sachen zu sehen gibt, dass mir nach nicht einmal 48 Stunden nur der Gedanke blieb, hier bin ich nicht das letzte Mal gewesen. Freitag nacht ging es mit dem Busunternehmen Orangeways, ein Partnerunternehmen von WizzAir, für sagenhafte 10 Euro also los nach Budapest. Nach einer unbequemen Nacht mit nur wenig Schlaf kamen wir gegen 6 Uhr morgens in Budapest an und wurden gleich mit einem Regenguss leidgeprüft. Nach einem guten Frühstück ging es dann gleich erstmal zur großen Markthalle, wo wir dann auch das eigentliche Ziel unserer Exkursion vor Augen geführt bekamen: Shopping. Nach und nach wurde uns dann auch leider bewusst, dass es anscheinend nicht wirklich ein Programm für das Wochenende gab und deswegen zogen wir schließlich alleine los um das nächtliche und wunderschön illuminierte Budapest zu erkunden. Hier gibts einen kleinen Eindruck und weitere Fotos von dieser tollen Stadt gibt es erst, wenn ich meine Fotos zur Entwicklung geschafft habe.


Willkommen in Budapest!!

die große Markthalle

Hotelschiffe an der Donau

Noapte in Budapest

strangers in the night

die Kettenbrücke

die Kettenbrücke

die Budaer Burg

Blick auf eine erleuchtete Kirche

orthodoxe Kathedrale