Sonntag, 7. Dezember 2008

Unterwegs in der Tara motiilor (Motzenland)

Nach ganzen 3 Stunden Schlaf brachen Sebastian und ich am Samstag gegen 7 Uhr in Richtung Bahnhof auf um einen Zug nach Teius zu bekommen, von wo wir in das Trascau-Gebirge weiter trampen wollten um die Cheile Rametului (Rameti-Klamm) zu bezwingen. Aber schon die Abfahrt stand unter keinem guten Stern, so erreichten wir zwar den Bahnhof rechtzeitig und ließen uns am Bahnsteig nieder um auf den Zug zu warten, mussten dann aber, nachdem der Zug unserer Meinung nach schon 10 Minuten überfällig war, feststellen, dass wir den Zug verpasst hatten. Aus dem ganz einfachen Grund, dass wir am falschen Bahnsteig bzw. falschen Bahnhof gewartet hatten. Kurzerhand disponierten wir um und wanderten eine halbe Stunde durch das morgendliche Cluj stadtauswärts Richtung Turda, von wo wir unser Glück mit Trampen versuchen wollten. Und das funktionierte wunderbar, so dass wir gerade einmal 15 Minuten später als der Zug ankamen und für die Mitfahrten noch nicht einmal etwas bezahlen mussten. Noch dazu waren wir mal wieder dazu gezwungen unsere Rumänischkenntnisse auszugraben um uns ein bisschen mit den Leuten zu unterhalten.
In Teius angekommen blieben uns noch 18 km bis zur anvisierten Rameti-Schlucht und da auf dieser Strecke weniger Autos unterwegs waren, liefen wir einfach los, aber hatten dann nach einer guten Stunde Marsch doch noch Glück. Unser Fahrer war auf dem Weg in das Kloster Rameti, welches in einer wunderschöner Umgebung von hohen Kalkfelsen eingeschlossen liegt und so konnten wir auch dort noch einen schnellen Blick ins Innere werfen. Danach führte unser Weg am Fluß entlang, von einer ganzen Horde von Hunden begleitet, die sich zur Aufgabe gemacht hatten, alle entgegenkommenden Dorfbewohner anzukläffen.
Wir kamen auch an einigen alten Motzenhäusern vorbei. Die Motzen sind ein rumänisches Bergbauernvolk, welches im Apuseni-Gebirge lebt und noch eine sehr urspüngliche und naturverbundene Lebensart inne hat. Von den Motzen wurden auch die zwei größten Bauernaufstände in der rumänischen Geschichte initiiert und angeführt. Die alten Motzenhäuser mit den spitzen und reichlich mit Stroh gedeckten Dächern und die steilen Kalkfelsen und Gebirgshänge zusammen ergaben somit ein märchenhaftes romantisches Bild. Irgendwann war der Waldweg dann zu Ende und wir kletterten weiter am Fluß entlang in immer unwegsamer werdenden Gelände. Über eiserne Steigeisen in der Felswand, einen halben Meter über dem rauschenden Fluß, erreichten wir schließlich das Felsentor, einer beeindruckenden Felsformation. Nach kurzer Bewunderung sollte der in den von mir vorher beschafften Infos als schwierig und für ungeübte Wanderer als unmöglich beschrieben, letzte Abschnitt der Schlucht folgen. Die steilen in den Himmel ragenden Felswände verengten sich und der Fluß führte eine deutlich stärkere Strömung, so dass ein Abstieg ins Wasser unvermeidlich wurde um diese Passage zu überwinden. Das eigentliche als Hilfestellung vorhandene Stahlseil, war leider im Laufe der Zeit kaputt gegangen und wir konnten nur in guten 30 Metern Entfernung noch die Reste sehen. Um nicht nass zu werden, hatten wir uns mit Müllsäcken und Klebeband ausgestattet, die wir uns nun um die Füße und Beine banden in der Hoffnung den Fluß zu überlisten. Nach ersten Gehversuchen mussten wir folgende Ernüchterungen hinnehmen: meine wasserdichte Konstruktion erwies sich als undicht und ich bekam nasse Füße und Sebastian musste feststellen, dass das als knietief beschriebene Fluß uns teilweise bis zum Hals gehen würde. Also versuchten wir unser Glück von da an ohne Hosen und Müllsäcke barfuss im kalten Fluß. Doch es war einfach unmöglich und auch nicht ganz ungefährlich an den klitschigen und immer weniger werdenden Steinen an der Felswand entlang zu klettern, so dass wir nach eineinhalbstündigem Vor und Zurück einsehen mussten, dass mal wieder die Natur Oberhand über den Menschen behalten sollte. Dadurch konnten wir das kurz hinter der Schlucht liegende verträumte Streudorf Cheia nicht mehr erreichen, wo es noch sehr ursprüngliche Motzenhäuser und Bewohner geben soll. Mit eisigen, von da an aber gut durchbluteten Füßen traten wir also etwas enttäuscht den Rückweg an und fuhren vom Kloster mit dem Bus zurück nach Teius, von wo wir diesmal vom richtigen Bahnsteig wieder zurück nach Cluj fuhren.


Sonnenaufgang in Cluj

das Rameti-Kloster

Autowracks

was macht der Müll im Nationalpark?

über Stock und Stein

erste Steigeisen

Gebirgsfluss

das Geläde wird steiniger

am Felsen entlang

unsere geniale Müllsackkonstruktion

noch voller Zuversicht

der Verzweiflung nahe

das Felsentor

ein typisches Motzenhaus

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

wo du schon wieder unterwegs bist alter, das geht ja garnich... :-D