Donnerstag, 5. März 2009

Sarajevo – das Istanbul des Balkan

Am nächsten Tag ging es nach einem untätigen Vormittag am Nachmittag ohne Lukas, der mittlerweile schon zurück nach Cluj gefahren war, weiter nach Sarajevo, der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas. Für die 350 km benötigten wir mit dem Bus ganze 8 Stunden, da die Straßen durchs Gebirge führen und nicht viel besser als in Rumänien sind. Mittlerweile hatte es auch angefangen stärker zu schneien und der Bus quälte sich die ungeräumten Straßen hinauf. Mit uns im Bus eine große Gruppe Iron Maden Fans aus Sarajevo, die am Vorabend beim Konzert gewesen waren und mit denen wir auch Bekanntschaft machten. Einer von ihnen, Kenan bot uns sogar an am nächsten Tag die Stadt zu zeigen. Wir willigten ein, was sich als großer Glücksgriff entpuppte, da er wie wir später rausfanden nebenberuflich als professioneller Touristenführer arbeitet und uns so unglaublich viel über die Stadt erzählen konnte. Sarajevo ist einfach traumhaft, zwischen mehreren Bergen gelegen, ist die Stadt in der es wie im ganzen restlichen Bosnien über 80 % slawische Muslime gibt, sehr orientalisch geprägt. Die über 100 Moscheen mit ihren Minaretten und die vielen Bauten im pseudomorischen Stil geben der Stadt eine zauberhafte Atmosphäre. Auf der anderen Seite sind die Spuren des Balkankrieges überall noch sehr deutlich sichtbar. Einzementierte rote Farbflecken auf den Straßen zeugen von der Tötung von mehr als 3 Menschen bei einem Granatenanschlag, viele Häuser sind noch zerstört und viele anderen weisen noch unzählige Einschussstellen auf. Die Umgebung sollte man ohne kundigen Führer nicht auf eigene Faust erkunden, da es noch sehr viele Minen gibt. Sehr schade, da es wirklich ein wunderschöner Fleck Erde ist.
Zu den Enttäuschungen der Stadt zählte für uns eindeutig das Tunnelmuseum. Sicherlich hat es seine Berechtigung im historischen Kontext als Verbindung zur Außenwelt und Möglichkeit des Nahrungs- und Waffennachschubs während der serbischern Belagerung Sarajevos. Allein die Aufdringlichkeit unserer „Hostelmutter“ Jasmina, die der Meinung war, wer nicht das Tunnelmuseum gesehen hat, hat Sarajevo nicht gesehen und uns deshalb natürlich gleich den kompletten Trip dorthin buchte, war schon eine Geschichte für sich. Die 10 Euro für einen 20-minütigen ziemlich schlechten Film und einer einminütigen Tunneldurchquerung kann man dann schon als Abzocke bezeichnen.
Aber Sarajevo hatte ja so viele andere schöne Sachen zu bieten, sehr viele Straßenhändler, die geschmiedete Erzeugnisse anboten und sehr leckeres Essen, wie Cevapci, Pljeskavica, Burek etc. und viele kleine Cafes mit Wasserpfeifen und orientalischen Süßigkeiten.
Nach einem wirklich sehr eindrücklichen Tag in Sarajevo verabschiedeten wir uns früh am Morgen von Vincent, Laura und Quino, die die Rückreise nach Cluj antraten und Pierre und ich machten uns auf den Weg nach Montenegro, einem der natürlichsten, unbekanntesten und unerschlossensten Gebiete in Europa. Ich hatte mich in Sarajevo noch kurzfristig mit neuen Winterschuhen ausgerüstet, da für den Nationalpark Durmitor starker Schneefall prognostiziert wurde.


Iron Maiden Fans

bosnischer Kaffee

Ausflug mit Jasmina

Einschusslöcher überall

der Tunnel

eine Rose von Sarajevo

eine von wenigen Kirchen

Inat Kuca - das Haus des Unbeugbaren

orientalisches Flair

Taubenmann

leckere Cevapci und Pljeskavica

eine alte Karawanserei

der Ort der den 1. WK auslöste

relaxen in der Schischa-Bar

muslimischer Friedhof

Blick über Sarajevo

Abstieg von der Zitadelle

leuchtendes Minarett

mit Kenan und Freundin

eine offizielle Nationalstraße

blauer Gebirgsfluss

auf dem Weg nach Crna Gora

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