Sonntag, 19. Oktober 2008

Festivals, Zigeuner und Fußball

Die letzten beiden Wochen waren sehr schön und voller Ereignisse, die zu erzählen wären, aber ich werde versuchen mich möglichst kurz zu fassen.
Nachdem für mich mittlerweile die Uni begonnen hat und ich mir relativ mühsam den Stundenplan (ganz interessante Mischung, die doch dem Chemnitzer Stundenplan etwas ähnlich sieht - Bild gibts weiter unten) zusammengebastelt habe, merkt man auch in Cluj an sich, wie sich die Stadt mit dem Beginn des Semesters verändert hat. Sie platzt förmlich aus allen Nähten und der Lärm und das Chaos sind noch größer geworden. Als Konsequenz auf die hohe Nachfrage nach Wohnheimplätzen werden jetzt alle umliegenden Wohnheime um eine Etage aufgestockt. Überall gibt es mit Autos verstopfte Straßen und mit Fußgängern verstopfte Fußwege, natürlich hauptsächlich Studenten, da ist man als Chemnitzer Student schon manchmal etwas überfordert. Auch im Wohnheim sind viele neue Gesichter zu sehen und es bleibt weiterhin sehr international. Vor allem die Fraktion der Spanier und Portugiesen hat sich um einiges vergrößert.
Mit der Rückkehr der Studenten hat sich auch das kulturelle Leben von Cluj um einiges gesteigert und die Rumänen fröhnen ihrer Leidenschaft Festivals zu veranstalten. So gab es und gibt es noch unter anderem das Kurzfilmfestival, das Transilvania-Jazzfestival, das ImpactArtFestival, das Festival für ungarischen Film, das Gayfilmfestival, das Thaterfestival, das Urban Electronic Sound Festival und so weiter und so fort!

Außerdem war die letzten 2 Wochen Mandy zu Besuch und wir hatten vor allem am Wochenende die Möglichkeit viele tolle Sachen zu unternehmen.
So sind wir am ersten Wochenende nach Oradea gefahren um uns mit Freunden zu treffen. Freitags waren wir noch bei einer der fast täglich stattfindenen inoffiziellen Erasmuspartys und sind unter anderem auch auf einer Party im Cinema Victoria gewesen. Eine sehr coole Atmosphäre schon allein durch die Tatsache, dass der Hauptsaal des Kinos als Chilloutlounge genutzt wurde, wo man sitzen, trinken und rauchen konnte. Am nächsten Morgen ging es dann nach Oradea, wo uns Freunde eine Unterkunft bei EVSlern besorgt hatten, die ich bis dahin aber noch nicht kannte und nur einen Namen und eine Telefonnummer hatte. Nachdem wir nach unserer Ankunft erstmal im Stadtzentrum essen waren, konnte ich beim Anruf der Nummer feststellen, dass wir 5 Minuten vorher einen Tisch weiter im gleichen Restaurant gesessen haben. Die Welt ist einfach so klein. Die Wohnung war auch sehr international besetzt mit zwei Spaniern, zwei Italienern und einem Franzosen, die alle in Oradea einen Freiwilligendienst in verschiednenen sozialen Einrichtungen machen. Samstag mittag fuhren wir dann nach Baile Felix, dem wohl bekanntesten Themalbadkurort in Rumänien, nur 15 Minuten von Oradea entfernt. Da die Thermalbäder zum Großteil im Freien sind, war es schon ein krasses Gefühl bei Regen in ca. 38° C warmen Wasser zu baden und auf dem Kopf gleichzeitig den kalten Regen zu spüren. Abends ging es dann noch zum Palinkafest in Oradea, zur Verkostung und dem Einkauf von rumänischen selbstgebrannten Schnaps, der meist aus Birnen, Äpfeln und Pflaumen hergestellt wird.

Am zweiten Wochenende fielen unsere Pläne wegzufahren dem großen kulturellen Angebot in Cluj zum Opfer, so dass wir Sonntags nur einen Kurztrip zum großen Herbstflohmarkt in Negreni gemacht haben. Freitag Abend ging es erst zum Kurzfilmfestival, wo ich dann feststellen musste, dass es in dem gleichen Kino, in dem man eine Woche zuvor rauchen und trinken konnte, trinken offiziell doch nicht erlaubt war, aber ich mein Bier dann mit dem Hinweis es so zu trinken, dass es keiner sieht, doch mit reinnehmen konnte. Samstag war tagsüber das ImpactArtFestival, ein Streetartfestival mit verschiedenen Jonglierateliers, Capoeira-Show, Feuershow, Flashmob und mehreren Konzerten. Auch hier mussten wir feststellen, dass Biertrinken in der Öffentlichkeit in Rumänien verboten ist, aber solange man es versteckt tut, auch von der Gendarmerie geduldet wird. Am Sonntag schließlich sind wir schließlich zu dem angeblich über Rumänens Landesgrenzen hinaus bekannten Herbstflohmarkt in Negreni, einem kleinen Ort in den Apuseni-Bergen genau zwischen Oradea und Cluj, gefahren und waren wirklich fasziniert von dem Chaos und der Atmosphäre des Marktes. Insgesamt sollen von Freitag bis Sonntag ca. 50.000 Menschen dort gewesen sein und man konnte wirklich alles kaufen von Antiqitäten über Klamotten und Montags auch noch Tiere auf dem Viehmarkt. Noch dazu wahnsinnig viele Zigeuner mit ihren bunten und archaischen Trachten, den Lederjacken und Schnubärten und schwarzen Hüten, die den Markt so richtig balkanesk verrückt gemacht haben. Leider hab ich noch nicht alle Fotos vom Markt entwickelt, so dass sicherlich noch mal ein Nachschlag kommt.

Der letzte Abschnitt ist dem rumänischen Fußball gewidmet, der sich in den letzten Monaten durchaus etwas Aufmerksamkeit verdient hat. Vor allem CFR Cluj, dem aktuellen rumänischen Meister, der auch in der Champions-Leauge schon für Furore gesorgt hat mit einem Sieg gegen den AS Rom und dem Remis gegen Chelsea London. Zu diesem Spiel, was wir in einer Kneipe hier verfolgt haben, war wenig später im Internet die Schlagzeile "Horrornacht in Transsilvanien" zu lesen. Auch die weiteren Nachrichten, wie "Beteiligte im Korruptionsskandal festgenommen" "Ausschreiungen bei UEFA-Cup Niederlage von Rapid Bukarest gegen Vfl Wolfsburg", waren nicht sonderlich positiv und zeichnen ein sehr chaotisches Bild des rumänischen Fußballs. Die Krönung meiner Erfahrung mit dem rumänischen Fußball war der Besuch des Stadtderbys im rumänischen Pokal von CFR Cluj gegen Universitatea Cluj diese Woche. Die Stimmung war durch die beiden rivalisierenden Fangemeinschaften sehr aufgeheizt und das Spiel hatte alles zu bieten, was man sich von einem Fußballspiel erwartet. 6 Tore, 2 Elfmeter, 1 rote Karte, Spannung bis zum Schluss und schließlich Elfmeterschießen, welches 14 zu 13 für den offensichtlich weniger beliebten Club von CFR Cluj ausging. Ein toller Fußballnachmittag!


Mein Stundenplan

Insomnia (Bar) - Blick vom Klavier

die Aufstockung der umliegenden Wohnheime

ImpactArtFestival am Fluß

Domitille und Alban beim jonglieren

Lucie, Mathilde, Mandy, Alban, Mihalina

Markt in Negreni

Blick auf die dahinterliegenden Berge

Blick auf den Fluß

Markt in Negreni

CFR Cluj gegen "U" Universitatea Cluj

auf der Tribüne der "U"-Fans

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Kommt man neben den ganzen Partys, Festivals, Märkten und Fussballspielen überhaupt noch zu etwas anderem? ;-)

Markus hat gesagt…

Ähm was meinst du denn mit etwas anderem??? Uni etwa?? die nimmt leider immer noch den Großteil meiner Zeit in Anspruch...

Anonym hat gesagt…

Wie ich immernoch die selbe Stundenplanvorlage benutze,die ich im 2. Semester von dir stibitzt habe ;)