Freitag, 31. Oktober 2008

Ausflug zu den Klöstern der Bukowina und Moldau

Letzten Freitag bin ich mit Pierre und Domitille zusammen aufgebrochen um den Osten Rumäniens zu erkunden. Für unsere 4 Tagestour hatten wir uns mehrere Ziele gesetzt: die Klöster bei Suceava, das Zigeunerdorf Zece Prajini, die Republik Moldau mit Hauptstadt Chisinau und Iasi, die Hauptstadt der rumänischen Region Molvova. Mit dem Nachtzug von Cluj kamen wir Samstag früh in Gura Humorului an und nahmen von dort aus unsere ersten Ziele ins Visier: das berühmte und unter UNESCO-Weltkulturerbe stehende Voronet-Kloster und das nicht weit davon entfernte Humor-Kloster. Die Klöster sind mit ihren leuchtenden Fresken an den Aussenwänden wirklich einzigartig. Danach wollten wir unseren Weg ins weiter südlich gelegene Targu Neamt fortsetzen und hatten aber das Glück beim trampen auf einen netten Rumänen zu treffen, der sich entschloss uns mal eben ins 20 km entfernte Kloster Slatina zu fahren und von dort dann wieder weiter auf unseren Weg nach Targu Neamt.
Hatten wir noch bei unserer letzten Tour keine Gedanken über die in Rumänien übliche Sitte Geld fürs trampen zu zahlen verschwendet, zerbrachen wir uns diesmal in jedem Auto aufs Neue den Kopf darüber, ob und wenn ja wieviel wir unserem Fahrer geben sollten. Teilweise sprachen es die Rumänen von selber an oder man merkte es im Gespräch, dass man nichts geben muss.
In Targu Neamt angekommen, mussten wir unseren Reiseplan neu überdenken und dabei vor allem dem Fakt, dass es schon gegen 18 uhr dunkel wird, Tribut zollen und beschlossen auf weitere Klöster zu verzichten und uns dafür zum Bizac-Stausee vorzuarbeiten und dort im Ceahlau-Massiv liegenden Durau-Kloster auf 1900m Höhe unser Nachtlager aufzuschlagen. Nach einer eher kurzen und relativ unbequemen Nacht im Zug und guten 15 km Fußmarsch die einzig richtige Entscheidung. Im Kloster angekommen, mussten wir feststellen, dass uns weder Kammern mit harten Pritschen und Ikonen auf dem Nachtisch, noch ein leckeres von Mönchen und Nonnen zubereitetes Abendessen erwarteten, sondern ganz normale Ferienwohnungen neben dem Kloster.

Am nächsten Tag wollten wir dann in aller Frühe den Bicaz-Stausee von der westlichen Seite her bezwingen und mussten aber schon bei der Routenplanung feststellen, dass unsere Karten uneins darüber waren, ob es eine Straße auf dieser Seite gibt oder nicht. Nach dem wir uns schließlich selber vergewissert hatten und eine Straße gefunden hatten, mussten wir aber nach 1 Stunde, die wir uns in Serpentinen vorangearbeitet hatten, feststellen, dass auf dieser Straße wahrscheinlich nie ein Auto kommen wird und wir die 30 km durch die Berge bis Bicaz unmöglich zu Fuß zurücklegen können. Daraufhin begaben wir uns wieder nach Durau zurück, um von dort mit dem Bus zur anderen Seite des Sees zu fahren und von dort aus zum 40km südlichen Staudamm in Bicaz zu trampen. Nach einer sehr kurvenreichen Fahrt im alten rostigen Dacia und einem tollen Blick auf den Stausee kamen wir schlussendlich am Staudamm an, der 1955 gebaut worden war und gönnten uns eine kurze Ruhepause.
Unser nächstes Ziel war das nicht weit entfernte Piatra Neamt, von wo wir mit dem Bus nach Roman weiterfahren wollten. In Piatra Neamt angekommen, nahmen wir gleich das neue und tolle Telelift in Anspruch, welches vom Bahnhof aus startend über die ganze Stadt hinweg bis auf den naheliegenden Berg fuhr und einen fantastischen Ausblick über die Stadt bot. Das an den Karpatenausläufern liegende Piatra Neamt hat unter anderem eine stadteigene Skipiste, eine hübsche Altstadt, einen am Stadtrand liegenden großen See und die europaweit einzigartige Holzsynagoge, die für uns aber eigentlich die einzige Entäuschung in dieser sonst wirklich tollen Stadt war.
Schlussendlich brachen wir in Piatra Neamt mit dem Bus zu unserem für diesen Tag letzten Reiseziel auf: Zece Prajini (dt. Zehn Felder), dem 400 Seelen-Zigeunerdorf aus dem die weltweit bekannte Fanfare Ciocarlia stammen und in dem auch noch 4 weitere Fanfaren ansässig sein sollen. Als wir unserem Busfahrer schließlich klarmachten, dass wir in dem kleinen 10 km von Zece Prajini entfernten Dorf Bacesti aussteigen wollen, kamen schon die ersten verwunderten Blicke von umsitzenden Fahrgästen mit der Frage, was wir denn dort wollen und das wir uns vor den Zigeunern in Acht nehmen sollen. Kurze Zeit später erzählte der Busfahrer unsere Pläne weiteren Fahrgästen weiter vorn im Bus, woraufhin sich schlagartig der halbe Bus nach uns umdrehte und uns neugierig beäugte.
Leider hatten wir die Rechnung ohne die Zeitumstellung und die rumänischen Straßen gemacht. Durch die Zeitumstellung wurde uns 1 Stunde Tageslicht am Nachmittag geklaut, so dass es schon gegen 5 dunkel wurde und die Straßen waren teilweise so schlecht und mit Löchern überseht, dass wir uns nur in Schrittgeschwindigkeit fortbewegen konnten. In Bacesti angekommen, war es nun mittlerweile schon stockduster und nach ersten Fragen nach der Richtung nach Zece Prajini hielt mir ein altes Mütterchen mindestend 15 Minuten einen Vortrag darüber, was das für eine schlechte Idee wäre jetzt dorthin zu fahren und das wir um die Uhrzeit niemanden mehr finden würden, der uns mitnimmt und auch dort keine Übernachtung finden werden, so dass wir schweren Herzens unser Ziel nach kurzem Warten aufgaben und in das 30 km entfernte größere Vaslui weitertrampten, wo wir unsere Nacht nicht wie gehofft bei Musik und Zigeunern, sondern in einer Jugendherberge verbrachten.


unsere Reiseroute

das berühmte Voronet-Kloster

ländliche Idylle

das Kloster in Humor

das Kloster in Durau in 1900m Höhe

Durau am morgen noch im Nebel versunken

das nördliche Ende des Bicaz-Stausee

der Bicaz-Stausee

der Staudamm in Bicaz

Telelift in Piatra Neamt mitten in der Stadt

Blick über Piatra Neamt

die 3 Abenteurer

unser Bus auf dem Weg nach Zece Prajini

unser Weg nach Zece Prajini endet auf den Schienen in Bacesti

1 Kommentar:

Argentina aus Zece Prajini hat gesagt…

Zece Prajini hat sicherlich keine Prachtbauten zu bieten, dennoch so denke ich habt Ihr etwas verpasst. Hier gibt es zwar keine Hotels bzw. Pensionen doch viele Familien hätten gerne ein Zimmer bereitgestellt. Zece Prajini wartet mit einer Zigeunermusik auf welche einmalig in Rumänien ist und hier ist ein jeder gerne gesehen. Nette Grüße aus Zece Prajini.